Wissen |
Wollen |
der Tat |
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dolus directus 1. Grades |
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für möglich halten |
um zu |
dolus directus 2. Grades |
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sicheres Wissen |
./. |
dolus eventualis |
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Möglichkeitstheorie |
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für möglich halten |
./. |
Wahrscheinlichkeitstheorie |
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für wahrscheinlich halten |
./. |
BGH |
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für möglich halten |
billigende Inkaufnahme |
Dieses Schema kann in Klausuren sehr hilfreich sein.
Definition (Herleitung §§ 8, 16, 17, 22): Es handelt vorsätzlich, wer zu Versuchsbeginn mindestens billigend in Kauf nimmt, dass aufgrund seines Verhaltens alle Tatbestandsmerkmale verwirklicht werden.
Vorsatztheorien
Weiterhin ist zum Vorsatz zu sagen, dass es zwei verschiedene Arten von Vorsatztheorien gibt (es gibt dutzende verschiedene Theorien, die sich in Einzelheiten unterscheiden, aber sie lassen sich getrost wie folgt kategorisieren, so dass man in einer Klausur oder Hausarbeit nicht auf die verschiedenen Einzeltheorie eingehen sollte):
1. kognitive Theorien:
- Diese Theorien gehen davon aus, dass der Wollensanteil des Vorsatzes nicht explizit ermittelt werden muss; vielmehr ist Inhalt dieser Theorie, dass ein Täter, der um eine bestimmte Situation weiss und trotzdem tatbestandlich agiert, sich der Folgen bewusst ist und sie auch will.
Kurz gefasst: Das Wissen muss eruiert werden, auf das Wollen wird aus dem Wissen geschlossen.
Achtung: Es ist falsch zu behaupten, daß sich die cognitiven Theorien nur mit dem Wissen befassen; auch diese Theorien gehen davon aus, dass für Vorsatz Wissen und Wollen der Tatbestandsverwirklichung notwendig ist. Allerdings will diese Theorie eben vom Wissen auf das Wollen schließen.
2. voluntative Theorien
Dagegen sind die voluntativen Theorien der Ansicht, daß auch das Wollen untersucht werden muss; nicht jeder, der um die möglichen Folgen weiss, wolle diese auch. Entsprechend erkennen die Vertreter dieser Theorien die Figur der bewussten Fahrlässigkeit an - jemand, der um die Möglichkeit des Erfolgseitnritts weiss, sich aber darauf verlässt, dass "schon nichts passieren werde", handelt eben nichtvorsätzlich, sondern (bewusst) fahrlässig. Bei den kognitiven Theorien ist für diese Figur kein Raum, denn wer weiss, will nach jeneen Theorien auch die Tatbestandsverwirklichung.
Klausuren
- Für Klausuren bewährt sich bei Fällen mit "dolus eventualis"-Problematik immer der Dreier-Schritt "Gefahr erkannt? Gefahr ernstgenommen? Mit der Gefahr abgefunden?".
Klassischer Fehler bei der Möglichkeits-Theorie: Vorsatz wird nur bejaht, wenn der Täter den Erfolg in der konkreten Situation für möglich hält, nicht jedoch, wenn der Täter abstrakt in vergleichbaren Situationen einen Erfolgseintritt für möglich hält. In vielen Klausuren steht etwas wie "A denkt, dass dies schon einmal passieren könne ..." oder "A erinnert sich, dass ihm früher schon einmal ähnliches passiert sei ...". Das ist kein "für möglich halten" i.S.d. Möglichkeitstheorie, da der Eintritt des Erfols nicht bezogen auf die konkrete Situation des A von diesem für möglich gehalten wird.