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Ursprünglich haben wir uns im JuraWiki dafür eingesetzt, dass sich die Leute mit ihrem richtigen Namen (sog. RealNames, zu deutsch: KlarNamen) als BenutzerAnmelden sollen. Die Frage wurde in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert. Es gibt - wie so oft - Gründe dafür und dagegen. Die Diskussion hier im Wiki lässt sich unten nachvollziehen.
Nicht zuletzt die Diskussion um Facebook - vgl. etwa Evgeny Pustovalov, ULD Schleswig-Holstein erlässt Verfügungen wegen Klarnamenpflicht, lhr-law.de vom 18.12.12 - hat gezeigt, dass die Sensibilität inzwischen viel größer ist als noch vor einigen Jahren.
Im JuraWiki sollte es daher grundsätzlich jedem freigestellt sein, unter seinem echten Namen aufzutreten oder unter Pseudonym.
Aktuelle Entscheidung zur Klarnmen-Pflicht bei FaceBook, vgl. http://www.schleswig-holstein.de/OVG/DE/Service/Presse/Pressemitteilungen/23042013OVG_Facebook_Klarnamen.html
Die Ausgangslage
Das mit den KlarNamen ist keineswegs als "starre Lehrmeinung" gedacht. Hier ist der richtige Ort, sich damit auseinanderzusetzen. Wie so oft im Leben gibt es Gründe dafür und dagegen. Alles eine Frage der Argumentation - am besten natürlich "wikimäßig".
Viele möchten eben Beiträge unterzeichnen ohne ihren echten Namen zu benutzen. Ist es so schwer vorzustellen, dass es noch Leute gibt die ihre Anonymität schützen und schätzen?
JuraWiki
Im JuraWiki kommt es hin und wieder vor, dass sich jemand mit Pseudonym anmeldet und manchmal werden auch entsprechende WikiHomepages angelegt. Weitere Teilnehmer waren am überlegen, welchen "Nick" sie wohl wählen sollen.
Bislang war das im JuraWiki "einfach" so geregelt, dass die NutzungsBedingungen zur Frage des BenutzerAnmelden und der WikiHomepage auf die SpielRegeln verwies und diese wiederum auf die Seite WikiHomepage. Dort schließlich war dann erklärt, man solle für den Namen der WikiHomepage den WikiNamen "VornameNachname" verwenden und beim BenutzerAnmelden am besten genauso verfahren (damit ein Link entsteht). Auch auf der Seite BenutzerEinstellungen wurde in dem Beispiel davon ausgegangen, dass zum BenutzerAnmelden "VornameNachname" verwendet wird.
Andere Wikis
In einem anderen Wiki, dem PortlandPatternRepository gibt es die Seite RealNamesPlease. Dort ist vermerkt, dass in Wikis die Leute "traditionell" unter ihrem richtigen Namen auftreten.
Das PortlandPatternRepository) ist das älteste Wiki und wird auch "Original-Wiki" genannt. Es besteht bereits seit 1995. Dort geht man (in englischer Sprache) neben Fragen der Wiki-Technik auch intensiv der Frage nach, welche SpielRegeln für Wikis gelten sollen, damit Wiki optimal funktioniert, siehe z. B. dort die Seite SocialNorms.
Eine ähnliche Zielrichtung hat das Meatball-Wiki, das sich als Meta-Community versteht. Auch dort gibt es die gleiche Regel: UseRealNamesDiscussion.
Als Beispiel für ein deutschsprachiges Wikis sei hier das LinuxWiki genannt, das sich ebenfalls an diese Traditon hält: RealName.
Bei Wikipedia dagegen, dem mit Abstand umfangreichsten Wiki, ist die Verwendung von Pseudonymen indes üblich. Aber die machen sowieso alles anders und verwenden z. B. auch keine WikiName`n. Weil man in der Wikipedia sieht, zu welchen Mobbing-ähnlichen Zuständen dies in einem so großen Wiki stellenweise führen kann, gab sich das Alternativprojekt Wikiweise von Anfang eine Klarnamen erwünscht-Doktrin.
ToDo: Alle größeren Wikis mal daraufhin untersuchen (BiggestWiki)
Juristische Newsgroups
Im deutschsprachigen Usenet (de.*) besteht der Konsens, dass die Benutzer grundsätzlich ihren richtigen Namen und eine funktionierende E-Mail-Adresse verwenden; so auch in den dortigen juristischen NewsGruppen. Allerdings wird in diesen Gruppen - im Gegensatz zum Jurawiki - das anonyme Schreiben nicht toleriert. Siehe auch Oliver Dings Realname-FAQ.
In anderssprachigen NewsGruppen (z. B. misc.legal.*) wird pseudonymes Schreiben dagegen oft akzeptiert.
Andere juristische Onlineforen
In Chats ist es durchaus üblich, sich unter einem "Spitznamen" (nick) anzumelden. Im JuraChat zum JuraWiki sind die Leute jedoch meistens mit "VornameNachname" eingeloggt.
In MailingListen ist das Verwenden eines Realnames ebenfalls absolut üblich.
Die Argumente und Gegenargumente
Bitte jeweils möglichst passend eintragen.
Zielrichtung
Das JuraWiki will ein "normales" Wiki sein und hat als großes Vorbild das PortlandPatternRepository. Es hat sich sozusagen der "reinen" Wiki-Lehre verschrieben, was sich insbesondere daran zeigt, dass es völlig offen ist (d.h. ohne jede Anmeldung editierbar). Allein schon diese Zielrichtung spricht sehr dafür, auch die Frage der Real-Names genauso wie im großen Vorbild zu handhaben. Wenn das mit den Nick-Names nicht wiki-like ist, dann sollten wir es halt lassen. Auszuprobieren, ob ein Wiki auch mit falschen Namen funktioniert, ist eigentlich nicht das Ziel des JuraWiki.
Neben diesem eher formalen Argument gibt es noch handfeste Gründe, richtige Namensnennungen der Teilnehmer zu verlangen:
Wie in anderen juristischen Foren
Das JuraWiki versteht sich als fachliches Forum für Fragen der Rechtswissenschaft. Andere Foren zu dieser Thematik (NewsGruppe, MailingListe) mögen auch keine Pseudonyme.
Das hat nicht so sehr mit der juristischen Thematik zu tun, sondern eher mit der Art des Mediums: In den meisten deutschsprachigen NewsGruppen und vielen MailingListen sind Realnames eben grundsätzlich erwünscht.
Bei den genannten Medien kann man sich leichter vor dem "Datensammler" Google schützen: MailingListen werden nicht immer im Internet gespiegelt, und in NewsGruppen kann man die Archivierung der eigenen Beiträge ebenfalls verhindern ("X-No-Archive: yes").
Weitere Argumente
Hier erst einmal ein paar Argumente dafür aus dem Original-Wiki (aus dem Englischen übersetzt von der Seite RealNamesPlease)
- Im allgemeinen beobachtet man, das Leute, die nur Nicknamen verwenden, sich weniger um das kümmern, was sie schreiben. Die Diskussion wird im allgemeinen ernsthafter geführt, wenn die Leute keine Nicknamen, sondern ihre richtigen Namen verwenden.
- Wiki-Teilnehmer mögen den Gedanken sehr, dass sie mit richtigen Leuten kommunizieren, genau wie im richtigen Leben.
Hinter Pseudonymen stecken richtige Leute. Und im richtigen Leben kennt man auch nicht immer den Namen seines Gegenübers.
MitArbeiterGesucht: Wer hat Lust, die weiteren Argumente von RealNamesPlease zu sichten und zu übersetzen?
- Jemand, der unbedingt anonym sein will, kann sich einfach ausloggen, d.h. es besteht keine Notwendigkeit, einen Nicknamen zu verwenden.
- Der Vorteil eines Pseudonyms gegenüber der völlig Anonymität besteht zugegebenermaßen darin, dass so den anderen Teilnehmern ermöglicht wird, sich ein Bild von der betreffenden Person zu machen, indem sie die Beiträge verfolgen. Das führt aber letztlich zu der Frage, warum dann nicht gleich der richtige Name verwendet wird.
Hierzu wird beispielhaft angeführt, es mache viel mehr Freude und Spass, z.B. als IurisConsultus zu firmieren als unter seinem richtigen Namen. Meine erste Reaktion, als "Ictus" hier auftauchte, war erst einmal Irritation. Die verflog dann allerdings dank seiner netten Art rasch und dann fand ich's auch witzig.
Wenn jetzt aber jemand auftaucht, der nicht so nett ist und z.B. einen provozierenden Namen verwendet (vielleicht sowas wie JuraHasser), dann wird's nämlich schon problematisch. Dann müssen wir uns nämlich auch noch damit beschäftigen, welche Namen wir hier wollen und welche nicht usw. Ausserdem kann es vorkommen, dass passende Namen für Personen anstatt für die Themen vergeben werden. Wenn sich jemand z.B. StrafRecht nennt und eine entsprechende WikiHomepage anlegt, wäre dieser Name blockiert und würde außerdem zu unsinnigen Verlinkungen führen.
Es wird angeführt, es sei "sinnlos", den richtigen Namen zu verlangen, weil das nicht kontrolliert werden könne und außerdem keine Zwangsregistrierung bestehe. Dass eine "Verifizierung der Daten" für's Wiki nicht in Frage kommt, dürfte einleuchten. Und das JuraWiki will (s.o.) gerade keine Zwangsregistrierung. (Es gibt auch Wikis, die so etwas verlangen).
Ich finde nicht, dass eine Regel nur sinnvoll ist, wenn sie erzwungen werden kann. Schließlich gibt es auch sonst im Leben Regeln die nicht erzwingbar sind aber dennoch befolgt werden, weil man das halt so macht und sie vielleicht sogar sinnvoll sind. Gerade auf solchen SpielRegeln basiert ja die ganze WikiIdee. Warum soll das dann ausgerechnet bei der Frage des Klarnamens nicht funktionieren?
- Persönliche Beleidigungen sind i.Ü. eines der Besten Argumente für Pseudonyme: Viele möchten einfach keine persönliche Angriffsfläche bieten. Immer dann, wenn man irgendwo im Internet seine Meinung vertritt, wird man persönlich angreifbar, sei es über das Internet selbst oder in der Realität. Ich schütze mich durch Anonymität und schliesse so von vorneherein persönliche Angriffe aus. Wieso sollte ich Risiken eingehen?
Eine ordentliche Wiki-Community sollte fähig und bereit sein, sich vor ihre Mitglieder zu stellen, wenn diese angegriffen werden (ob KlarNamen oder nicht), und in ihrem Wiki einen angemessenen Umgangston zu schaffen.
Ich habe schon viele Foren beobachtet und daraus eben gelernt, dass solche Angriffe früh oder später fast immer kommen. Anonym ist man davor geschützt. Allerdings habe ich auch Respekt vor Leuten die mit ihrem KlarNamen schreiben. Ich selbst und viele andere möchten dies halt einfach nicht.
"Alte" Daten bleiben auf die Ewigkeit gespeichert (siehe z. B. archive.org); wer weiß wie sich die eigene Meinung oder die der Gesellschaft mal ändert und was das für Auswirkungen haben kann?
Ich habe meine Meinung zu bestimmten Themen aus guten, erklärbaren Gründen, und wenn sie sich ändert, dann auch aus guten, erklärbaren Gründen. Warum sollte es mir also unangenehm sein, wenn jemand eine (alte, mittlerweile geänderte) Meinung von mir kennt? Keine meiner Meinungen ist so abstrus oder schlimm, dass ich mich derart dafür schämen würde, sie irgendwann in meinem Leben einmal vertreten oder danach gehandelt zu haben.
- In jeder Diskussion, in der es um informationelle Selbstbestimmung geht, kommt irgendwann einmal das "Ich hab doch nichts zu verbergen"-Argument ... Es sind aber nicht nur die Daten schützenswert, für die man sich schämt. Manche Menschen möchten eben nicht, dass man ihren Namen bei Google eingibt und dann deren Meinung zu den Themen X oder Y erfährt.
Genau meine Meinung! Sorglosigkeit ist übrigens schon oft bitter bestraft worden. Das "Wer nichts zu verbergen hat"-Argument halte ich auch (allgemein) für sehr gefährlich. MfG BobaFett
Nur ein kurzer Hinweis an BobaFett, der nach dem Lesen gelöscht werden kann. Weiss keinen besseren Platz auf Anhieb wo ich's hinschreiben könnte. Es wäre zumindest sinnig, seinen Nicknamen im JuraWiki als Benutzer zu registrieren, damit niemand einfach den Namen verwenden kann. Denn auch damit kann man viel Schindluder treiben... -- GordonBreuer
Es ist ja nicht so, dass ich mir nicht auch überlege, welche und wieviele Daten ich von mir im Internet preisgebe! Ich bin da keineswegs "sorglos". Ich halte nur eben meine fachliche Meinung, und ausschließlich darum ging es in der Diskussion oben, nicht für hochgeheim - ich äußere sie ja auch offline, ohne immer genau aufzupassen, wer gerade mithört (vor dem Hörsaal, in der Mensa, im Bus, vor der SB ...). Was sensible Daten wie Adresse, Telefon- und Kreditkartennummer oder ähnlich privates angeht, teile ich Eure Meinung absolut; ich führe nicht mal Handy-Gespräche in der Öffentlichkeit, und ich will nie auch nur meine private email-Adresse im Wiki (oder anderen Online-Foren) lesen; es gibt außerdem z.B. Dinge, die würde ich NIE auf einer Wiki-HomePage posten, aber meine Meinung in einer fachlichen Diskussion und fachliche Arbeit? Für mich ist das Wiki ein fachliches Forum, und der Teil meiner Arbeit im Wiki, die nach außen erkennbar unter meinem Namen abläuft, hat auf die eine oder andere Art mit meinem Studium zu tun und ist deshalb für mich bis zu einem gewissen Grad öffentlich. Mein Privatleben ist davon strikt getrennt und genau das: privat. (MS)
- In jeder Diskussion, in der es um informationelle Selbstbestimmung geht, kommt irgendwann einmal das "Ich hab doch nichts zu verbergen"-Argument ... Es sind aber nicht nur die Daten schützenswert, für die man sich schämt. Manche Menschen möchten eben nicht, dass man ihren Namen bei Google eingibt und dann deren Meinung zu den Themen X oder Y erfährt.
- Selbst-Zensur, weil Profs mitlesen - teilweise ist es auch nicht möglich, seine (wirkliche) Meinung zu äußern, da es aufgrund universitärer Machtverhältnisse äußert unklug wäre. Zumindest unter der Annahme, dass auch Profs teilweise hier mitlesen. Man denke an Lehrstuhltätigkeiten, Promotionen etc.
Wenn man nicht den Mumm hat, es in angemessener Form und Ton unter einem KlarNamen zu schreiben, sollte man sich überlegen, ob es (im Wiki) gesagt werden muß, oder nicht vielleicht doch eher in den Freundeskreis gehört, wo man nach Herzenslust schimpfen und lästern kann, wie man lustig - oder eben angefressen - ist.
- Das sehen viele anders. Aus Prof-Sicht würde ich es auch Begrüßen, mal auf den ein oder anderen Fehler hingewiesen zu werden. Nur so kann man Sachen verbessern.
- Aus Prof-Sicht würde ich es aber noch viel mehr begrüßen, wenn ich mich nicht mit einer anonymen Kritik auseinanderzusetzen gezwungen wäre, sondern wenn ich ein Gegenüber hätte, mit dem ich mich zusammensetzen kann (im übertragenen Sinne, ich meine auch online), um mich ernsthaft und ausführlich mit ihm auseinanderzusetzen, jemand, der seine Meinung auch "Auge in Auge" vertritt.
- Das sehen viele anders. Aus Prof-Sicht würde ich es auch Begrüßen, mal auf den ein oder anderen Fehler hingewiesen zu werden. Nur so kann man Sachen verbessern.
Umsetzung
Entsprechende Hinweise wurden jetzt auf der Seite WikiHomepage und BenutzerAnmelden aufgenommen. Die NutzungsBedingungen verweisen auf die SpielRegeln und diese wiederum auf die o.g. Seiten.
Bereits existierende Seiten
Wie wollen wir mit den bereits existierenden "Nicknames" verfahren? Wie sehen das denn die Betroffenen? Würde für Euch eine freiwillige "Umfirmierung" in Frage kommen?
Analog zu RealNamesPlease könnten wir KlarNameBitte einführen (ToDo).